Gute Besserung! - Steffen Kersken

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Gute Besserung!

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Gute Besserung!
Zupke, mein entfernter Bekannter, aber nicht Verwandter, erzählte mir neulich beim Griechen in Bergheim, dass er sich neuerdings angewöhnt habe, freilich mit etwas Übung, nach diversen Gesprächen, Unterhaltungen oder auch nach einem Small Talk, sei es im Stehen oder gerne im Sitzen, ob in der Fußgängerzone oder an der Bar, statt einem gewöhnlichen „Tschüs“ ein „Gute Besserung“ zu wünschen.
Zupke, zu mir beim Griechen, sei es zunächst peinlich gewesen, diesen kleinen Seitenhieb, diese verbale Spitze oder versteckten Hinweis zu äußern und es habe ihn eine gewisse Überwindung gekostet. Aber die Tatsache, dass auch langjährige Freunde oder Bekannte immer mehr nörgelten, zum Teil sogar ins unerträgliche Alles-Stänkern verfielen, habe ihn letztendlich davon überzeugt, seine Kommunikationsweise entsprechend anzupassen, vielmehr noch, seine Reaktion auf verbales Dauer-Nörgeln und Permanent-Murren zu verschärfen. Dieses latente Erwachsenen-Quengeln sei er über, mache ihn wurmstichig, aber so wat von wurmstichig, so Zupke zu mir beim Griechen in Bergheim!
Das sei der Grund, warum er sich letztens im privaten Freundeskreis, nach penetrantem Flüchtlings-Moppern, Mobbing-Gezetere und Gerechtichkeits-Quengeln mit einem leisen und freundschaftlichen „Gute Besserung“ verabschiedete! Diverse Freunde, so Zupke zu mir im Poseidon, hätten seine Anspielung kaum wahrgenommen, weshalb er etwas später, am wöchentlichen Doppelkopf-Stammtisch, mit ausdrucksvoller Stimme ein munteres „Gute Besserung“ in die Kneipe geschmettert habe, was auch an Nachbartischen zum kurzfristigen Verstummen führte! Aber nur kurzfristig, es sei noch keine dauerhafte Besserung zu erkennen gewesen! Zupke, so Zupke zu mir, sei neulich sogar der emotionale Geduldsfaden gerissen, als er am Duisburger Bahnhof, auf der Toilette sitzend, vom Häuschen-Nachbar regelrecht von der Seite angefahren wurde, warum es denn hier nur einlagiges Toiletten-Papier gäbe und ob sich eine moderne Stadt kein zweilagiges Ritzen-Krepp leisten könne! Überall, wo man geht und sitzt, seien nur noch Nörgel-Fressen, so Zupke zu mir, mit erboster Stimme.
Er habe sein Verhalten deswegen verschärft und sich bei einem spanischen Abend in Moers etwas völlig Abwegiges geleistet, etwas völlig Aberwitziges, so Zupke. Das mondäne Pärchen am Nachbartisch sei dermaßen mit einem Dauer-Beschweren und Allzeit-Motzen aufgefallen und habe sich selbst über die kleinsten Auffälligkeiten beschwert, dass Zupke sich ein Einschreiten mehrfach habe verkneifen müssen. Mehrfach!
Er ließ es sich aber nicht nehmen, beim Verlassen des Lokals kurz an den Problem-Tisch heranzutreten und dem verdutzen Mecker-Pärchen ein fröhliches „Gute Besserung“ zu wünschen!
Ein kurz aufbrausender Applaus der nebenan sitzenden Gäste brachte das Moser-Paar vollends zum Schweigen!
Durch diese Erfahrung motiviert, so Zupke zu mir zwischen Ouzo und Zaziki, habe er sämtliche Hemmungen verloren und im Zug neulich sogar eine harte Nuss geknackt, als er einen narzisstischen Ehemann und System-Stänkerer zurechtwies, als dieser im Zug die verstörte Schaffnerin annörgelte, wer denn im beschmutzen Abteil für die ganzen Sauereien gefälligst verantwortlich sei! Zupke habe sich passend eingemischt, dass für Sauereien in Zügen der Fahrgast verantwortlich sei, und dem perplexen Mecker-Ehemann obendrein ein „Gute Besserung!“ gewünscht, woraufhin sich die genervte Ehefrau ein kurzes Lächeln nicht verkneifen konnte.
Zupke würde neuerdings nur noch, immer wieder, ohne darüber nachzudenken oder zu zweifeln, bei Verabschiedungen ein „Gute Besserung“ verwenden. Pauschal!
Egal ob Small Talk, Unterhaltung, Kneipen-Geschwätz, Grill-Abend, Zufalls-Treff oder Vereins-Pudelei, ob Verkaufs-Gespräch, Meeting, Zielverhandlung, kollegialer Talk oder Mitarbeiter-Gespräch, er würde immer ein „Gute-Besserung“ wünschen. Pauschal!
Sicher ist sicher“, so Zupke zu mir beim Griechen am Wendekreis!
Die Menschen würden immer mehr darauf reagieren, zum Teil überrascht oder sogar positiv, einige wenige könnten, wenn sie ein „Gute Besserung“ nach ihrem Motz-Anfall zu hören bekämen, ein verschmitztes Lächeln nicht unterdrücken!
Zupke, so Zupke zu mir, habe letztendlich sogar in Telefongesprächen ein „Gute Besserung“ gewünscht, selbst bei hochoffiziellen Gesprächen, die hochoffiziell zu hochoffiziellen Zwecken mitgeschnitten würden, wie auch bei dem Telefonat mit Herbert Knackfuß, dem Leiter der Sparkassen-Filiale in Rumeln-Kaldenhausen, hätte sich Zupke mit einem „Gute Besserung!“ verabschiedet.
Mit Erfolg, denn, wie die hochoffizielle Tonaufnahme der Sparkasse beweisen würde, so Zupke zu mir in Bergheim, hätte Knackfuß das Gespräch mit einem einsichtigen „Dankeschön“ beendet!
Nachdem Zupke den letzten Ouzo leerte, blieb er noch einmal abrupt in der Türe des Griechen stehen und drehte sich zu mir mit zwei abschießenden Worten um: „Gute Besserung!“
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